Programmjahr 2024/25 - Kurs 23
Die menschliche Vernunft - überschätzt und unterschätzt
Frank Urbaniok, Prof. Dr. med., Forensischer Psychiater und Buchautor
Weshalb gibt es Kriege? Warum belügen wir uns gerne selbst? Wieso übersteigern wir Regeln und andere Ordnungen ins Absurde? Wie kam es zum weltweiten Aufstieg der Populisten und zum gleichzeitigen Rückzug des demokratischen Prinzips? Aus welchen Gründen ist die Wissenschaft fehleranfällig?
Die Antworten auf diese sehr unterschiedlichen Fragen haben sehr viel damit zu tun, wie die Evolution unseren Verstand konstruiert hat. Zwar hat der menschliche Verstand ein riesiges Potenzial. Gleichzeitig hat er auch erhebliche Schwachstellen, die evolutionär gesehen kein Zufall sind. Denn für die Evolution ist der Verstand nur ein Werkzeug, um die Überlebensfähigkeit der Art zu sichern. Ob der Verstand dabei die Wirklichkeit richtig erfasst, ist ihm völlig egal. In der Evolution geht es nicht um Werte, die uns erstrebenswert erscheinen, sondern allein um das Überleben der Art. Die in den menschlichen Verstand eingebauten Schwachstellen haben für uns alle und unser Miteinander, aber auch für unseren Planeten gravierende Folgen. Und ob wir sie überwinden können, wird auf lange Sicht darüber entscheiden, ob der Mensch ein evolutionäres Erfolgs- oder Auslaufmodell ist.