Geschichte

von Dr. Alfred Wissler, Widnau

Die Gründungszeit

Die Gründung der VOLKSHOCHSCHULE RHEINTAL erfolgte 1946/47, also kurz nach dem Ende des 2. Weltkrieges. Für viele bedeutete diese Zeit die Rückkehr in ein normales Leben mit mehr Freizeit. Der Nachholbedarf nach kultureller Betätigung machte die Leute empfänglich für gute Gelegenheiten zur Weiterbildung und zur Ausdehnung ihres Gesichtskreises in Richtung Kunst und Literatur. Neben den örtlichen Gesangsvereinen und einzelnen Theatergruppen beschränkte sich im Rheintal die kulturelle Tätigkeit vor allem auf Anlässe der politischen Parteien oder der Kirchgemeinden. Einige Jahre zuvor war, besonders auf Initiative von Fred Brägger, die GESELLSCHAFT FÜR MUSIK UND LITERATUR gegründet worden. Sie konzentrierte ihre Aktivität mit Mittelpunkt Rheineck vor allem auf den unteren Teil des Tales.

So ist es nicht verwunderlich, dass die Idee zur Gründung einer Volkshochschule in Altstätten geboren wurde. Dr. Willi Rohner, der spätere Ständerat, und Dr. Walter Früh, Zahnarzt, erkannten aber schnell, dass nur mit einem erweiterten Einzugsgebiet die nötige Basis für eine dauerhafte kulturelle Institution geschaffen werden konnte. In Heerbrugg stiessen sie bei Dr. Arnold Semadeni auf einen für das gemeinsame Ziel einsatzbereiten Partner. Als weitere Mitarbeiter für einen provisorischen Vorstand wurden die Herren Albert Maurer, Altstätten, sowie Walter Vetsch und Paul Studer, Heerbrugg, gewonnen. Für ein erstes Wintersemester 1946/47 wurde ein Programm aufgestellt, welches bereits 14 Vorlesungen umfasste, je 7 in Altstätten und 7 in Heerbrugg. Dieses wurde am 17. August 1946 in der Presse publiziert, und bereits am 16. September begann in Altstätten die erste Vorlesung über "Lebensweisheiten aus Goethes Werken", gehalten von Prof. Willy Nef, St.Gallen. Auf Grund des Erfolges der ersten Vorlesungen wurde im November 1946 die Gründung eines Trägervereines beschlossen. Um die Volkshochschule in der Bevölkerung stärker zu verankern, wurde ein aus Angehörigen aller Volkskreise zusammengesetztes Kuratorium berufen mit der Aufgabe "der geistigen Betreuung der VOLKSHOCHSCHULE RHEINTAL und der Gestaltung der Vorlesungsprogramme".

Die Gründungsversammlung der "Vereinigung VOLKSHOCHSCHULE RHEINTAL" erfolgte am 22. März 1947, kurz vor Ablauf des ersten Semesters. Anwesend waren rund 60 Personen. Der Statutenvorschlag, vom provisorischen Vorstand ausgearbeitet, wurde durchberaten und mit einzelnen Abänderungen genehmigt.

Im Zweckartikel steht: "Die VHSR bezweckt durch einwandfreie Vorlesungen ausgewählter Dozenten und durch anderweitige Veranstaltungen das Bildungsstreben des Rheintalervolkes und ein echtes, von einseitigen politischen und konfessionellen Einflüssen freies, kulturelles Leben in unserer Talschaft zu fördern". Diese Forderung nach politischer und konfessioneller Unabhängigkeit erscheint in den Statuten noch zweimal. Sie entsprach den Anliegen der Zeit, als die politischen und konfessionellen Gegensätze noch viel ausgesprochener waren als heute. Ausser den konfessionellen Schulen waren ja auch Gesangs- und Turnvereine konfessionell getrennt, und der Kampf zwischen den politischen Parteien wurde viel härter geführt. So ist es den Gründern anfänglich nur mit Mühe und vielen Absagen gelungen, katholische Mitbürger zum Mitmachen im Vorstand und im Kuratorium zu gewinnen. An der Gründungsversammlung konnte dann der Vorstand durch die Herren W. Enk, Altstätten, Dr. O. N. Rohner, Heerbrugg, und Dr. L. Broder, Widnau, ergänzt werden. Als Präsident wurde Dr. Willi Rohner gewählt. Ein im Sommer 1947 versuchsweise organisiertes Sommersemester brachte einen finanziellen Misserfolg und war ein Grund, dass seither die VHSR sich auf die Wintertätigkeit beschränkt.

Das Kuratorium

Die erste Sitzung des Kuratoriums fand unter dem Präsidium von Herrn Hans Bruderer, Bankverwalter in Heerbrugg, am 8.2.1947 statt, also bereits vor der Gründungsversammlung des Vereins. Das Kuratorium bestand anfänglich aus ca. 25 Mitgliedern aus der ganzen Region, wurde aber im Laufe der Zeit erweitert. So zählte man 1952 schon 68 Kuratoren. Die Sitzungen fanden jeweils ein- bis zweimal pro Jahr statt und dienten einem allgemeinen Gedankenaustausch über die Vorlesungen des vergangenen Semesters und der Besprechung von Vorschlägen für die kommende Tätigkeit. Die Mitglieder des Kuratoriums beteiligten sich an der Betreuung der Dozenten, häufig auch durch Beherbergung im eigenen Heim. Sie sorgten für Besprechung der Vorlesungen in der Presse und persönliche Werbung für die Volkshochschule. Zur Wahrung der konfessionellen Neutralität waren im Kuratorium jeweils katholische und evangelische Pfarrherren vertreten, die scharf darauf achteten, dass theologische Vorlesungen der einen Seite stets durch solche der Gegenseite ausgewogen wurden.

Die vom Kuratorium vorgeschlagenen Vorlesungen wurden soweit möglich vom Vorstand aufgenommen und verwirklicht, wenn nicht im nächsten so in einem späteren Semester, bis zu 85 %. Anfänglich versuchte das Kuratorium auch auf die Kulturfilme Einfluss zu nehmen, musste aber bereits 1953 aus dem Kulturfilmbund austreten, zum Teil wegen nachlassendem Publikumsinteresse, vor allem aber wegen der geringen Einflussnahme in der Auswahl der vorzuführenden Filme.

Die Werbung für die Volkshochschule erwies sich im Kuratorium als stets wiederkehrendes Thema. So wurde 1951 die Bildung von Kuratorengruppen in den einzelnen Ortschaften beschlossen. Diese sollten für die persönliche Werbung an Ort und Stelle zuständig sein. Leider hatten diese Gruppen nur insoweit Erfolg, als sich einzelne Personen aktiv einsetzten. Nach wenigen Jahren verschwanden diese Ortsgruppen wieder. Mit der Zeit ging ganz allgemein das Interesse an der Mitarbeit im Kuratorium zurück, bis an der letzten Sitzung im Jahre 1969 noch drei Personen anwesend waren. Da auch die Präsidentin ihre Demission eingereicht hatte, beschloss der Vorstand, der Mitgliederversammlung auf 1970 die Auflösung des Kuratoriums zu beantragen, was denn auch erfolgte.

Die ersten 20 Jahre

Die Mitgliederzahlen stiegen von 179 im Jahre 1947 auf ca. 250 im Verlaufe des ersten Jahrzehnts an und blieben dann ungefähr konstant mit Schwankungen von plus/minus 10% in den folgenden Jahren. Im Herbst 1956 wurde aus Anlass der Jubiläumsfeier zum 10-jährigen Bestehen eine kleine Werbeschrift, geschmückt mit der Reproduktion einer Rheintaler Landschaft des Malers Bruno Kirchgraber, herausgegeben. Sie enthält eine Zusammenstellung aller Vorlesungen des ersten Jahrzehnts, geordnet nach Themenkreisen. Die Verteilung der Vorlesungen auf die einzelnen Themenkreise bleibt vom ersten zum zweiten Jahrzehnt praktisch konstant. Dagegen sinkt die Dauer der Vorlesungen von einem Durchschnitt von 3,5 Kursabenden im ersten auf 2,2 Kursabende im zweiten Jahrzehnt, dies ohne längerdauernde Sprachkurse. Was weiter auffällt, ist der Herkunftsort der Dozenten. Nur ein Drittel der Dozenten rekrutiert sich im ersten Jahrzehnt aus der Region St. Gallen - Rheintal - Vorarlberg. Der Hauptharst kam aus Zürich, Basel, Bern, München etc. Im zweiten Jahrzehnt stammen bereits mehr als 50% der Referenten aus der Region. Zur Erklärung sind mehrere Interpretationen möglich:

    • Die zeitliche Überlastung der Hörer wie der Dozenten war anfänglich geringer.
    • Der Hörer war bereit, mehr Zeit für kulturellen Nachholbedarf freizustellen, dies insbesondere in einer Zeit, als es noch keine Television gab.
    • Die Region "St. Gallen" hatte wesentlich weniger Spezialisten, so dass diese von weither geholt werden mussten.

Das gilt besonders im Vergleich mit heute, wo dank der Kantonsschule Heerbrugg für viele Themata die Dozenten im eigenen Einzugsgebiet zu finden sind.

Sowohl in der Literatur wie in der Kunst wurden anfangs Zyklen über mehrere Jahre mit dem gleichen Referenten durchgeführt. Interessanterweise waren es vor allem Klassiker und Romantiker und nur ausnahmsweise moderne Autoren und Künstler, die vorgestellt wurden. Später gab es eine Zeit, wo Einzelabende mit bekannten Referenten für grosse Hörerzahlen sorgten, z. B. Filmabende mit Hans Traber oder Referate bekannter Radioreporter wie Theodor Haller, London, Hans O. Staub, Paris, Annemarie Schwytter, Spanien, oder Joseph Renggli, Zürich. Solche einmaligen Vorlesungen setzten natürlich die durchschnittliche Vorlesungsdauer stark herab.

Ab 1951/52 fanden die Vorlesungen nicht mehr nur in Altstätten und Heerbrugg statt, sondern auch in St. Margrethen. Wie an den beiden anderen Orten war es die Sekundarschule, welche die Räumlichkeiten für die Vorlesungen zur Verfügung stellte. Zur Verbesserung der Hörerzahlen wurde während der ganzen Periode stets wieder auf das Verkehrsproblem als Hindernis hingewiesen. Aus finanziellen Gründen scheiterte die Organisation eines Busbetriebes mit den Rheintalischen Verkehrsbetrieben. So waren denn die Anwohner aus den jeweils anderen Ortschaften auf den privaten Verkehr angewiesen. Wer nicht mit dem Velo z. B. von Altstätten nach Heerbrugg radeln wollte – im Winter meist nicht besonders angenehm – musste sich von den noch seltenen Autobesitzern mitnehmen lassen – oder dann zu Hause bleiben. Verschiedentlich wurde angeregt, einen privaten Autodienst zu organisieren, doch nur mit wenig Erfolg. Dies gab auch dem Wunsche Vorschub, die Vorlesungen noch in Berneck und weiteren Orten abzuhalten, was aber ausser einem einmaligen Versuch in Rebstein nicht zur Ausführung kam. Ein weiteres Dauerthema bildete das Spannungsfeld Volk - Hochschule. Greift man mit dem gebotenen Stoff zu hoch, so bleibt das "Volk" weg, bleibt man populär, macht man anderen Organisationen Konkurrenz (Volksgesundheit, Elternschulen, Sprachschulen etc.) und weicht vom Charakter einer Volkshochschule, d. h. der Vermittlung vertiefter Kenntnisse, ab und verliert die interessierten Hörer.

Als Herr Pfarrer Dr. Thalmann, Mitglied des Kuratoriums, in Balgach ein "Institut für christliche Bildung" gründete, fürchtete man im Vorstand ein Wiederaufleben konfessioneller Gegensätze. Diese konnten jedoch nach gegenseitiger Aussprache beseitigt werden, und es zeigte sich bald, dass das Niveau der Vorlesungen nicht auf gleicher Stufe aufgezogen wurde und für die VHSR keine Konkurrenz bedeutete.

Für die Werbung sind die verschiedensten Mittel eingesetzt worden. Eine Zeitlang wurden die Vorlesungsverzeichnisse auf Plakate gedruckt und an geeigneten Orten, besonders auch in den grösseren Firmen, ausgehängt. In den Fahrzeugen der Rheintalischen Verkehrsbetriebe, aber auch mit Kinoreklame wurde auf die Volkshochschule aufmerksam gemacht. Anfänglich, als es finanziell noch tragbar war, erschienen Inserate in den Zeitungen. Wichtig waren, und sind es heute noch, die Gesamtbesprechungen der Vorlesungen in der Presse, zuerst verfasst von Redaktor Hans Müller, später während vieler Jahre von Herrn Louis Kessely. Natürlich bildete der direkte Versand des Semesterprogramms an die Mitglieder eine Hauptstütze der Werbung.

Finanzielles

Die Einnahmen der VHSR fliessen von Anfang an aus drei Quellen:

    • den Mitgliederbeiträgen
    • den Teilnehmergebühren
    • den Gönnerbeiträgen

Die Mitgliederbeiträge wurden 1946 auf Fr. 10.– festgesetzt, aber bereits 1950 auf Fr. 15.– erhöht. Dabei blieb es bis zum Neuanfang 1973.

Auch die Hörergebühren blieben lange Zeit konstant auf Fr. 2.– pro Abend. Eine vorübergehende Erhöhung auf Fr. 3.– im Jahre 1955 wurde zwei Jahre später wieder rückgängig gemacht und erst 1969 auf Fr. 2.50 für normale Vorlesungen und Fr. 3.– für Einzelabende erhöht. Längere Zeit gab es auch Abonnemente, und die Firmen mit Kollektivmitgliedschaft konnten ihren Mitarbeitern Hörerkarten zu verbilligten Preisen abgeben. Gelegentlich wurden Werbeaktionen zur Gewinnung von Gönnermitgliedern gestartet. So beschloss die Firma WILD im Jahre 1958 einen Jahresbeitrag von Fr. 500.– auszurichten, und 1959 flossen von weiteren 6 Firmen grössere Beträge zu. 1961 verpflichteten sich 9 Firmen, Beiträge von zusammen Fr. 900.– auf drei Jahre fest beizusteuern. Eine einmalige Unterstützungsaktion wurde in den 60er Jahren auch bei den Rheintalischen Gemeinden gestartet.

Verschiedentlich wurden vom Schweizerischen Verband der Volkshochschulen Beiträge als Entgelt für Reisespesen an Dozenten erhalten, so 1957 Fr. 250.– und 1960 Fr. 200.–. Im Übrigen war die VHSR immer bestrebt, finanziell unabhängig zu bleiben. Sie stellte sich daher 1962 auch gegen die Bildung eines Verbandes der St. Gallischen Volkshochschulen, der kantonale Subventionen anfordern und weiterverteilen wollte. Als dieser gleichwohl ins Leben gerufen wurde, machte die VHSR mit, aber unter ausdrücklichem Verzicht auf Subventionen. Da entgegen anderen Kantonen wie Zürich und Bern die finanzielle Unterstützung im Kanton St. Gallen spärlich bis gar nicht floss und die Volkshochschulen in St. Gallen und Buchs wieder eingingen, in Wattwil und Sargans gar nicht zur Gründung kamen, wurde dieser Verband 1970 wieder aufgelöst.

Ein Erfahrungsaustausch mit den übrigen Volkshochschulen besteht ja im Schweizerischen Verband, wo auch die Programme ausgetauscht werden. Der VHSR wurde sogar 1979 die Ehre zuteil, die jährliche Delegiertenversammlung in Heerbrugg zu organisieren.

Die Zeit der Krise

Gegen Ende der 60er Jahre erlebte die VHSR (aber auch andere Volkshochschulen) eine ernsthafte Krise, die sich vor allem in einem schwindenden Interesse des Publikums an den gebotenen Vorlesungen, aber auch im Rückgang der Mitgliederzahlen bemerkbar machte. Letztere sanken von 264 im Jahre 1966 auf 147 im Jahre 1970. War für 1960 noch ein Budget von Fr. 7000.– vorgesehen, sah dieses für 1970 noch Fr. 4600.– vor. Entsprechend ging auch das Vereinsvermögen von Fr. 12’660.– im Jahre 1966 auf Fr. 9’660.– im Jahre 1970 zurück, da jedes Jahr durchschnittlich Fr. 750.– aus dem Vermögen in die Betriebsrechnung übernommen werden mussten.

Im Vorstand wurde die Situation ernsthaft besprochen und nach den Gründen gesucht:

    • Ermüdungs- und Überalterungserscheinungen im Vorstand, im Kuratorium und bei den Mitgliedern (Wegzug aus dem Rheintal, Rücktritte aus Altersgründen, Todesfälle). Als Resultat dieser Selbstkritik wurden neue Vorstandsmitglieder gesucht und gewählt, darunter Frau J. Nüesch-Winzeler und Herr Peter Mayer. Wie oben schon erwähnt, erfolgte die Auflösung des Kuratoriums 1970. Die Werbung neuer Vereinsmitglieder hatte nur wenig Erfolg.
    • Schwierigkeiten in der Kursgestaltung. Immer häufiger erfolgten Absagen angefragter Dozenten, da diese stets längere Terminlisten vorwiesen. Die Ersatzdozenten mochten oft qualitativ nicht zu befriedigen.
    • Äussere Einflüsse. In diese Zeit fiel einmal die starke Ausbreitung der Television, welche in vermehrtem Masse die Freizeit aller mit Beschlag belegte und die Nachfrage nach zusätzlichem Kulturangebot herabsetzte.

Zum Zweiten brachte auch die 5-Tage-Woche durch die stärkere Konzentration der Freizeit auf das Wochenende eine erhöhte Arbeitsbelastung an den anderen Wochentagen, somit weniger Anreiz zur Weiterbildung an den Wochenabenden. Drittens stieg das Angebot an anderen Freizeitanlässen (Vereinsabende, Cabarets, Vorträge etc.) allseitig an, gefördert durch die erhöhte Mobilität im Privatverkehr. (Einzig die Kinos spürten die übrige Konkurrenz durch gleichfalls stark rückgängigen Besuch.)

In dieser Situation stellte Herr Dr. Semadeni an der Hauptversammlung vom 23. Nov. 1970 die Frage zur Diskussion, was mit der Volkshochschule weiter geschehen solle, ob eine Auflösung ins Auge gefasst werden müsse.

Die nächste Sitzung des Vorstandes am 26. März 1971 wurde ganz der Behandlung dieses Problems gewidmet. Die Diskussion, deren Voten vom "Auflösen im Moment, wo es noch bedauert wird" über die "Suche nach neuen Wegen" (mehr praktische Kurse, Podiumsgespräche) bis zum "Weitermachen" gingen, endete im Beschluss, die Volkshochschule "einzumotten", d. h. im Wintersemester 1971/72 keine Vorlesungen zu organisieren und auf den Einzug der Mitgliederbeiträge zu verzichten. Ausserdem sollte durch ein persönliches Schreiben eine Orientierung der Mitglieder und mit einem Presse-Artikel diejenige der Öffentlichkeit erfolgen. Von beiden Seiten erwartete man eine erweiterte Meinungsäusserung zur Frage der Auflösung der VHSR.

An der nächsten Sitzung, am 21. Oktober 1971, konnte der Vorstand das Resultat dieser Umfragen zur Kenntnis nehmen. Während 21 Mitglieder, zum Teil mit Bedauern, sich für eine Auflösung aussprachen, traten 5 für eine Weiterführung in anderer Form und 4 für weitere Abklärungen ein.

Auf die Aufforderung in der Presse ging nur eine einzige Stellungnahme ein, diejenige von Herrn Dr. Andreas Schaefer, der eine Weiterführung in anderer Form anregte. Nach gründlicher Kenntnisnahme der einzelnen Meinungen entschied sich der Vorstand, der Hauptversammlung die Bildung eines Arbeitsausschusses vorzuschlagen, dem die Aufgabe zu stellen sei, "abzuklären, ob die Volkshochschule im Rheintal noch eine kulturelle Aufgabe im Sinne der Erwachsenenbildung zu erfüllen hat, die von keiner anderen Organisation übernommen werden kann. Im bejahenden Fall sind Mittel und Wege aufzuzeigen, in welcher modernen Form unter aktiver Mitwirkung der Teilnehmer das Ziel erreicht werden soll."

Dieser Arbeitsausschuss bestehend aus 5 bisherigen Vorstandsmitgliedern und 9 zur Mitarbeit bereiten Persönlichkeiten wurde von der Hauptversammlung am 28. Nov. 1971 gewählt mit dem Auftrag, zur gegebenen Zeit dem Vorstand Bericht zu erstatten und entsprechende Anträge zu stellen.

Dies erfolgte an der letzten Vorstandssitzung des bisherigen Vorstandes am 22. Januar 1973, womit eine neue Etappe in der Geschichte der VHSR eingeleitet wurde.

Die Tätigkeit des Arbeitsausschusses

In der Zeit vom 24.1. bis 9.10.1972 hat sich der Arbeitsausschuss an 9 Sitzungen mit den Grundlagen für den Fortbestand der Volkshochschule im Rheintal auseinandergesetzt und ein Vorlesungsprogramm für das Wintersemester 1972/73 erarbeitet. Zum Präsidenten des Ausschusses wurde Herr Dr. A. Schaefer, Balgach, gewählt.

Als Mitglieder wirkten mit:

    • Frau J. Nüesch, Balgach
    • Herr P. Mayer, Balgach
    • Frau S. Semadeni, Balgach
    • Herr H. Müller, Heerbrugg
    • Herr M. Appius, Berneck
    • Herr O. Rohner, Rebstein
    • Herr J. R. Blöchlinger, Rebstein
    • Herr Pfr. Sahlfeld, Altstätten
    • Herr Dr. H. Büchler, Widnau
    • Herr B. Vetsch, Balgach
    • Herr L. Kessely, Heerbrugg
    • Herr Dr. A. Wissler, Widnau
    • Herr H. Leuenberger, Widnau

Die Herren Appius und Rohner blieben nur kurze Zeit tätig, und Herr Blöchlinger schied vor der letzten Sitzung ebenfalls aus.

Ein erstes Arbeitsprogramm umfasste:

    • eine statistische Auswertung der Vorlesungen von 1963 - 1971 durch Herrn Dr. Schaefer,
    • eine Bestandesaufnahme und Befragung ähnlicher Organisationen,
    • eine Umfrage zum Problem VHSR bei verschiedenen Zielgruppen.

Die statistische Untersuchung über den Einfluss bestimmter Faktoren auf Erfolg oder Misserfolg einer Vorlesung sollte Anhaltspunkte über das weitere Vorgehen ergeben. Die Resultate lassen sich wie folgt zusammenfassen:

    • Bezüglich Teilnehmerzahl ist die erste Semesterhälfte besser als die zweite (negative Beeinflussung durch Witterung, Fasnacht, politische Versammlungen).
    • Montag ist der beste, Mittwoch der schlechteste Tag.
    • Je spezialisierter ein Thema, umso geringer ist die Teilnehmerzahl. Historische, aber auch zukunftsweisende Themata sind deutlich schlechter besucht.
    • Wesentlich ist die Wahl des Referenten. Örtlich bekannte Dozenten werden am besten, unbekannte oder ausgesprochene Spezialisten am schlechtesten besucht. Es ist besser, einen bekannten und gut sprechenden Referenten zu wählen und ihm das Thema zu überlassen, als ein Thema zu bestimmen und einen unbekannten Referenten dafür zu suchen.
    • Als Veranstaltungsort fällt St. Margrethen deutlich ab.

Fazit: Ein sicherer Erfolg lässt sich nicht vorhersagen, aber Misserfolge lassen sich eventuell vermeiden.

Die Bestandesaufnahme bei anderen Vereinen (Rheintalische Gesellschaft für Musik und Literatur, Kleiner Kreis Marbach, Verein für Volksgesundheit, Astronomische Gesellschaft, Klubschule Migros, KV Altstätten, Merkuria, Zentralstelle für berufliche Weiterbildung, Abendtechnikum, Hochschule St. Gallen, Madrigalchor) erfolgte durch Herrn Müller. Sie ergab wenig Handgreifliches für das zukünftige Verhalten der VHSR. Auch bei vielen anderen Veranstaltern war ein deutlicher Interessen- und Teilnehmerrückgang festzustellen.

Die Umfrage bei 40 Lehrern war bezüglich Weiterbestehen der VHSR mehrheitlich positiv, aber nicht unbedingt repräsentativ, während die Pfarrherren im Allgemeinen kein Interesse an der Volkshochschule bekunden.

Die Gemeindeammänner würden den Weiterbestand der VHSR begrüssen, wobei sie das Gewicht auf aktuelle, lebensnahe Themen legen. Umfragen bei anderen Volkshochschulen ergaben im Allgemeinen positive Bilanzen. Städtische Verhältnisse lassen sich aber nicht ohne weiteres übertragen. So kommen Sprachkurse, die meist grossen Erfolg haben, für die VHSR nicht in Frage, sofern sie bestehende Institutionen konkurrenzieren. Anspruchsvolle Themen haben vielerorts mehr Erfolg.

Eine ganze Sitzung wurde der Aussprache mit Herrn Dr. Schneebeli, dem Präsidenten des Verbandes der Schweizerischen Volkshochschulen, gewidmet. Der Verband schlug vor, mehr Arbeitskurse durchzuführen, da diese eindeutig besser besucht werden als Einzelvorträge. Ein wesentlicher Punkt ist die Werbung, vor allem die Präsenz in der Presse. Natürlich ist dies in Städten besser zu realisieren als auf dem Lande. Dasselbe gilt für Aktivitäten auch im Sommersemester. Referenten sind selbst in Städten nicht immer leicht zu finden, speziell unter Hochschulprofessoren. Unbedingt anzustreben ist bei Kursen die Voranmeldung und Voreinzahlung.

Als Zielpublikum für die VHSR kommt in erster Linie das Gebiet zwischen Au bis Altstätten in Frage. Auf Grund der Altersverteilung in der Schweiz muss speziell die Altersgruppe von 25 - 55 Jahren angesprochen werden.

Zukünftig werden folgende Propagandaeinsätze vorgesehen:

    • Verteilung der Saisonprogramme an alle Haushaltungen.
    • Zu Semesterbeginn Programmvorbesprechung in der Presse.
    • Pro Veranstaltung je ein Inserat in 3 Zeitungen verbunden mit je 2 Einsendungen im Textteil.
    • Verteilung eines Zirkularbriefes als Anschlag in Firmen und Verkaufsgeschäften.

Auf diesen Grundlagen wurde ein Versuchsprogramm für das Wintersemester 1972/73 ausgearbeitet. Mit einer Fragebogenaktion mit über 100 Antworten wurde die Themenwahl ermittelt. Für die Themengebiete ergab sich folgende Rangliste:

    1. Psychologie, Pädagogik, Soziologie
    2. Allgemeine Gegenwartsprobleme
    3. Geschichte, Kulturgeschichte, Geographie, Volkskunde, Politik
    4. Literatur, Theater, Film, Sprache
    5. Medizin

Als Einzelthemen für das Versuchssemester wurden gewählt: Mathematik auf neuen Wegen, Rechtsfragen im Alltag, Probleme der Jugend von heute, Autogenes Training, Pop-Art und Vergleich mit Jugendstil, Unsere Umwelt heute und in Zukunft.

Was das Budget anbelangte, wurde ein Kursgeld von Fr. 5.– pro Abend vorgesehen, die Gesamtkosten auf Fr. 7’900.– geschätzt und bei minimal 20 Hörern pro Vorlesung mit einem maximalen Vereinsbeitrag von Fr. 5’700.– gerechnet.

In einer gemeinsamen Sitzung von Arbeitsausschuss und Vorstand am 14.7.1972 wurde dieses Programm definitiv angenommen. Ausserdem wurde beschlossen, im laufenden Jahr keine Mitgliederbeiträge zu erheben, den Mitgliedern aber auch keine Vergünstigungen zu gewähren.

Bereits an der Sitzung vom 9.10.1972 war klar, dass alle Kurse durchgeführt werden konnten und dass sich das Defizit durch Mehreinnahmen um ca. Fr. 2’000.- verringern würde. Damit waren die Bedingungen erfüllt, dass der Vorstand an seiner Sitzung vom 22.1.1973 die Fortsetzung der Tätigkeit der Volkshochschule beschliessen konnte, jedoch unter einem neuen Vorstand.

Nach Genehmigung dieser Beschlüsse durch die Hauptversammlung vom 19.2.1973 war der Weg frei für die Wahl eines neuen Vorstandes und den Beginn einer neuen Etappe im Leben der VHSR.

Die siebziger Jahre

Die Präsidialjahre von Herrn Dr. Schaefer sind gekennzeichnet durch den hohen Stellenwert der Statistik. Durch die Einführung eines weitläufigen, von den Hörern auszufüllenden Fragebogens wurde nicht nur die Beurteilung von Kursthemen und Referenten, sondern auch die Zusammensetzung der Hörerschaft nach allen Kanten ausgewertet. Bezüglich Altersverteilung zeigte sich, dass die Altersstufe von 25 - 34 Jahren meist untervertreten ist, die ältesten Jahrgänge eher übervertreten sind. Zur Animierung der Jugend wurden Jugendnachmittage eingeführt. Die Teilnahme der Schüler an den Vorlesungen war im Allgemeinen gering. Einzig in der Vorlesung über Parapsychologie (1975) ist von einer grösseren Zahl von Kantonsschülern die Rede, die sich durch unruhiges Verhalten bemerkbar machten.

1976 wird bemerkt, dass das Durchschnittsalter sinkt, je anspruchsvoller die Vorlesung ist. Die Statistik brachte auch an den Tag, dass ein vorübergehend auf 19.30 Uhr angesetzter Kursbeginn die Zahl der Hörerinnen zurückgehen liess.

Eine erste Aufgabe, der sich der neue Vorstand unterzog, war die Revision der Statuten, welche der neuen Situation angepasst werden mussten (Aufhebung des Kuratoriums, des Bonussystems für Firmenmitglieder, Verzicht auf Abonnemente, Schaffung von Ehrenmitgliedern, Bestimmung von Heerbrugg als einzigem Vorlesungsort).

In finanzieller Hinsicht wurde die Unterstützung der Gemeinden angegangen, wofür sich besonders Herr Burkart Vetsch als Gemeindeammann von Balgach einsetzte. Ebenso wurde eine grössere Anzahl Firmen als Gönnermitglieder geworben. Diese Beiträge unterstützten den finanziellen Erfolg, der durch mehrere zum Teil ausserordentlich gut besuchte Vorlesungen ermöglicht wurde. In den Jahren 1973/74 bis 1976/77 zählte man jeweils in zwei Kursen rund 100 oder mehr Hörer, wobei die Psychologiekurse von Prof. Delhees 1973/74 mit 185 Hörern zu Dauerschlagern wurden. Aber auch Architektur, Kunstgeschichte und Steuerfragen sorgten für grosse Hörerzahlen, ebenso die Kurse über Parapsychologie und Anthroposophie. Dadurch stieg das Vereinsvermögen auf gegen Fr. 30’000.– an, worauf Gemeinde- und Gönnerbeiträge wieder zurückgingen. Damit war aber auch die finanzielle Grundlage geschaffen, um Vorlesungen ins Programm aufzunehmen mit Themen, die anspruchsvoller oder nur für einen kleineren Kreis von Interesse waren. 1977 konnten auch die Hörergebühren gesenkt und der Mitgliederrabatt auf 25% erhöht werden.

Schwierigkeiten bereitete bei diesen grossen Hörerzahlen die Lokalfrage, war doch der Singsaal der Sekundarschule Heerbrugg vor allem für Vorträge mit Projektionen kaum mehr ausreichend. Bau und Eröffnung der Kantonsschule Heerbrugg brachten dann die glückliche Lösung, so dass ab dem Wintersemester 1975/76 mit allen Kursen in der Kanti Gastrecht gefunden wurde. Auch sonst erwies sich die Beziehung zur Kantonsschule für die VHSR als äusserst vorteilhaft. Im Vorstand wirkte ab 1975 der Rektor Prof. Dr. B. Fürer mit und wurde ab 1978 von Dr. Teuscher unterstützt. Seither hat sich eine Doppelvertretung der Kantonsschullehrer im Vorstand bewährt. Wichtiger noch war, dass die VHSR nun im Raume Heerbrugg über Referenten für die Vorlesungen verfügte, die mit Fachkenntnis ein weites Wissensgebiet abdeckten, so dass weniger auswärtige Dozenten beigezogen werden mussten.

In propagandistischer Hinsicht wurde ein neues Signet geschaffen und von den Aushängeplakaten auf die noch heute üblichen Programmhefte übergegangen. Die wirksame, aber kostenmässig zu aufwendige Verteilung des Programms in alle Haushaltungen von Altstätten bis Rheineck wurde zu Gunsten der Ständerauflage in Gemeindeverwaltungen und Banken aufgegeben.

Während die Vorbesprechungen in der Presse, während vieler Jahre durch Herrn Louis Kessely betreut, beibehalten wurden, fielen die nachträglichen Kursbesprechungen mit der Zeit weg.

Zur Betreuung der steigenden Anzahl Vorlesungen drängte sich eine Vergrösserung des Vorstandes auf. Im Herbst 1978 trat Dr. Schaefer als Präsident zurück (1980 auch als Vorstandsmitglied) und wurde durch Dr. Heinz Isenschmid abgelöst. Dieser durfte dann als eine der ersten Aufgaben die Organisation der Generalversammlung des Schweizerischen Volkshochschulverbandes an die Hand nehmen, die am 24./25.11.1979 in Heerbrugg stattfand.

Vom Moment an, wo an der Jahresversammlung kein spezieller Anlass mehr geboten wurde, liess das Interesse der Mitglieder an den statuarischen Geschäften erheblich nach, so dass jeweils ausser dem Vorstand nur einzelne Mitglieder anwesend waren. So wurde 1976 beschlossen, die Jahresversammlung nur noch alle 2 Jahre abzuhalten und die Mitglieder im Zwischenjahr schriftlich zu orientieren. Nach dem ersten zweijährigen Unterbruch wurde an der Hauptversammlung 1978 der Weltraumexperte Bruno Stanek zu einem Vortrag eingeladen, was wieder eine grosse Zahl Mitglieder auf den Plan rief. 

Die Zeit von 1980 bis 1992

Personelles: Zur Hebung der Geselligkeit im Vorstand und als kleine Geste an seine Mitglieder wurde 1980 erstmals ein seither zur Tradition gewordener Jahreshock organisiert. Im Langmoos trafen sich die Vorstandsmitglieder mit Ehegatten am 2. Juni 1980. Bei diesem Anlass wurden auch der scheidende frühere Präsident Dr. A. Schaefer und der langjährige Kassier Dr. H. Büchler verabschiedet.

Der Präsident Dr. Heinz Isenschmid musste leider aus geschäftlichen Gründen sein Amt bereits 1984 abgeben und trat im gleichen Jahr aus dem Vorstand zurück, wenige Monate vor seinem allzu frühen Hinschied (1985). Herr Peter Mayer übernahm 1984 das Präsidium und hat seither das Schiff der VHSR mit Umsicht geführt. Ihm ist in erster Linie die erfolgreiche Teamarbeit im Vorstand zu verdanken.

Das Propagandaressort (Gestaltung der Programmhefte und Orientierung der Presse) wechselte von Herrn Staudacher zu Frau Susanne Scherrer. Die früher häufigen Mitteilungen in der Presse mussten eingeschränkt werden, da sie als "Gratisreklame" nur noch in bescheidenem Rahmen aufgenommen werden. Ebenso darf das Signet im Textteil nicht mehr erscheinen.

Von Dr. Büchler wechselte das Kassieramt zu Frau S. Jones und ab 1985 zu Frau Ruth Giger. Zu ihrer Unterstützung stellte der Vorstand Frau Marianne Scherrer in Teilzeitarbeit ein (1989). Die unter Dr. Schaefer streng gehandhabte Voreinzahlungspraxis für die Vorlesungen musste wieder gelockert werden. Während Frau Jones anfänglich die Abendkasse selbst betreute, wurde das Inkasso am ersten Vorlesungsabend aufgehoben und durch die Abgabe von Einzahlungsscheinen ersetzt. Da der Anteil an nicht angemeldeten Hörern in gewissen Kursen beträchtlich ist, wurde die Anwesenheit von mindestens zwei Betreuern am ersten Kursabend unerlässlich.

Kursbetrieb: Die Zahl der angebotenen Kurse stieg gegenüber früher auf 15 - 20 an, wogegen die Dauer der Kurse zurückging und sich im Mittel auf rund vier Kursabende einpendelte. Längere Kursdauer ist bei praktischen Kursen nötig (Sprachkurse, Autogenes Training, Selbstverteidigung etc.). Verschiedentlich wurden auch Nachmittagskurse mit dem Zielpublikum Senioren und Hausfrauen offeriert. Als weitere Neuerung ist die Durchführung von Exkursionen und Auslandreisen zu vermerken (Rom, Prag, Sizilien, Loire-Schlösser etc). Wenn gelegentlich ein Kurs wegen zu wenig Anmeldungen abgesagt werden musste, lassen sich die Gründe hierfür kaum fixieren. Sie liegen gesichert weder beim Themenkreis noch beim Referenten. Auch Zeitpunkt oder Wochentage sind nicht massgebend. Gelegentlich spielen allgemeine Häufungen von Anlässen oder sogar Grippeepidemien eine Rolle. Am ehesten ist ein gewisses Desinteresse an wirtschaftlichen Themen festzustellen, obwohl jedermann irgendwie mit der Wirtschaft verflochten ist. Dagegen fehlt das Interesse für das neue Gebiet der Informatik nicht.

Finanzielles: Der Vermögensstand stieg stetig an, so dass 1982 nach Überschreiten von Fr. 40’000.– in der Reserve beschlossen wurde, den Mitgliederrabatt in den Kurskosten auf 20% zu erhöhen. Der allgemeinen Teuerung entsprechend, die auch die Honorare für die Referenten mitriss, musste 1985 eine Erhöhung der Kurskosten, im Gegenzug aber auch der Mitgliederbeiträge beschlossen werden.

Fr. 15.– für Einzelpersonen und Fr. 20.– für Familienmitglieder sind aber bei mehrfachem Kursbesuch noch immer ein Anreiz zur Mitgliedschaft. So konnte in den letzten Jahresrechnungen das Budget einigermassen eingehalten werden. Leichte Mehr- oder Mindereinnahmen erlaubten auch, die Vermögenslage relativ stabil zu erhalten. Sie bleibt ein gutes Rückgrat, um gelegentlich auch risikoreicheren Vorlesungen im Programm Aufnahme zu gewähren.

Schlusswort: Ich möchte diesen Rückblick schliessen mit den Gedanken für die zukünftigen Aufgaben der Volkshochschule, wie sie Dr. Heinz Isenschmid 1983 in seinem Jahresbericht festhielt und im Hinblick auf Informatik und neue Medien wie folgt umschrieb:

    • Informations- und Diskussionsmöglichkeiten bieten, damit die Menschen sich in der rasch wandelnden Umwelt zurechtfinden.
    • Kooperativität und Kreativität, planmässiges Denken und mitmenschliches Handeln fördern.
    • Die Frage nach dem Sinn des Lebens, die viele Menschen offen und noch mehr insgeheim stellen, von verschiedenen Seiten beantworten lassen.

Diesen drei Punkten möchte ich einen vierten beifügen:

    • Dem modernen Menschen die ihn umgebende Natur sowie die historisch gewachsene Kultur und Gesellschaftsstruktur stets neu beleuchtet in Erinnerung rufen. Zukunft kann nur in bewusster Kenntnis von Vergangenheit und Gegenwart aufgebaut werden.

Widnau, im Februar 1992, Alfred Wissler

Die Zeit von 1992 bis 2007

Anders als in den Anfangszeiten der Volkshochschule entwickelte sich im Rheintal eine vielfältige Kulturszene, in der sich die VHSR gut behaupten konnte, indem sie Nischen erkannte und besetzte und andere Organisationen nicht konkurrierte. Einzelne Kurse bzw. deren Referent(inn)en konnten auf ein treues Stammpublikum zählen. Kurse für die Anwendung von Computerprogrammen waren mehr und mehr gefragt. Dank der Infrastruktur der Kantonsschule konnten wir solche anbieten. Der Vorstand verzichtete bewusst darauf, die Ausschreibung und Durchführung von Kursen zu vervielfachen, um seine ehrenamtliche Tätigkeit nicht zu strapazieren. Allerdings war es unumgänglich, das Kassieramt und das Sekretariat in Teilzeitstellen zu verwandeln.

Erfreulicherweise gelang es immer wieder, Vorstandsmitglieder zu gewinnen, die neue Ideen einbrachten, sich engagierten und damit auch jüngere Kursteilnehmer(innen) mit der VHSR bekannt machten. Der Vorstand traf sich jährlich zu drei Sitzungen, an denen das abgelaufene Kursjahr analysiert, das neue Kursjahr geplant und die Aufgaben verteilt wurden. Eine von den Referent(inn)en sehr geschätzte Eigenheit unserer Volkshochschule besteht darin, dass jeder Kurs durch zwei Vorstandsmitglieder durchgehend betreut wird. Zur Pflege der Geselligkeit innerhalb des Vorstandes wird alljährlich der so genannte Vorstandshöck durchgeführt. An diesem Anlass werden bisherige Mitglieder verabschiedet und neue willkommen geheissen.

Zum Verband der Schweizerischen Volkshochschulen hielten wir nur losen Kontakt, da es sich an dessen jährlichen Versammlungen zeigte, dass dort die grossen Volkshochschulen den Ton angeben und die Diskussionen über Zertifikatskurse unsere VHSR nicht betreffen. Verbindungen bestanden aber zu den uns benachbarten Volkshochschulen Wil und Rorschach; wir tauschten mit ihnen Informationen zu Kursthemen und Referenten aus.

Im Jahre 1997 wurde die Volkshochschule Rheintal 50 Jahre alt. Das Jubiläum wurde am Tag der Gründung, dem 22. März, am Gründungsort, im Hotel Bad Balgach, gefeiert. Alle früheren und aktiven Vorstandsmitglieder waren mit ihren Partner(inne)n zum Fest geladen. Die Festrede hielt unser Ehrenmitglied Ruedi Nef, Heerbrugg.

Das Computerzeitalter eröffnet auch der VHSR neue Perspektiven: Neben dem bewährten gedruckten Jahresprogramm können die Kurse auch auf unserer Homepage eingesehen werden, und für die Kursleiter(innen) erhielt die optische Präsentation der Themen dank Power Point eine neue Dimension. Trotz aller technischen Raffinessen wird wohl auch in Zukunft der direkte Kontakt zur Referentin oder zum Referenten die Rheintaler(innen) dazu bewegen, sich – losgelöst von der eigenen Stube und dem TV-Gerät – in einen Kurs der Volkshochschule zu begeben.

Balgach, Februar 2010, Peter Mayer

2007 bis 2019

Die Volkshochschule Rheintal wurde in den Jahren 1984 bis 2007 wesentlich durch die Persönlichkeit von Peter Mayer, ihrem Präsidenten, geprägt. Als Dank und Anerkennung für seinen unermüdlichen Einsatz wurde ihm 2007 die Ehrenmitgliedschaft der VHSR verliehen. Seine Nachfolge als Vereinspräsident trat im selben Jahr Dr. Reinhard Waibel aus Berneck an. Auch Dr. Waibel setzte sich überaus tatkräftig und führungsstark für die Belange der Volkshochschule ein; davon und von seinem Weitblick zeugt die strategische Neubesinnung, die er 2011 anstiess: Auf einer besonderen Tagung hinterfragte der Vorstand unter seiner Leitung die Zielsetzungen, Themen und organisatorischen Abläufe, was zu inhaltlichen Klärungen und einer deutlichen Steigerung der Effizienz u. a. durch eine Professionalisierung des Sekretariats führte. Auch ein E-Mail-Newsletter wurde etabliert und gewann schnell einige Hundert Abonnenten.

Die Themen und Inhalte der Kurse begleiteten einerseits die beschleunigten technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen – als Beispiele seien die vermehrten Theorie- und Praxiskurse im Bereich der digitalen Technik und Kommunikation genannt –, hielten anderseits aber am volkshochschultypischen Bekenntnis zur Allgemeinbildung fest und widmeten sich weiterhin etwa der Kunst, der Literatur, der Musik, der Geschichte und Politik, der Natur, der Medizin und dem Reisen. Mehrteilige Kurse traten zu Gunsten von Vorträgen etwas in den Hintergrund. Die Zahl der Kursbesucher blieb im Ganzen konstant, während der Mitgliederbestand deutlich zurückging – eine Erscheinung, die sich auch in anderen Vereinen zeigte und wahrscheinlich kein spezifisches Problem der Volkshochschule Rheintal ist.

Im Jahr 2017 wurde das unentgeltliche Engagement des Vorstands mit der Verleihung des Prix benevol durch die zwölf Rheintaler Gemeinden gewürdigt. Als Dr. Waibel, der diesen Preis an einem Festakt in Altstätten persönlich entgegengenommen hatte, im Januar 2019 als Präsident und im Juni desselben Jahres auch als Vorstandsmitglied der Volkshochschule Rheintal zurücktrat, verlieh ihm der Verein für sein vielfältiges und umsichtiges Wirken die Ehrenmitgliedschaft.

Altstätten, im Juni 2019, Benedikt Weissenrieder

2019 bis 2023

2020   Gesamtschweizerischer Corona-Lockdown mit Veranstaltungsverbot; danach Pandemie-Schutzkonzept mit Teilnehmerbegrenzung, Masken- und Impfzertifikatspflicht bis 2022

2020   Umstellung der Kantonsschule auf Bring-Your-Own-Device (BYOD)

2022   Jubiläumsfeier 75 Jahre Verein Volkshochschule Rheintal im Diogenes-Theater Altstätten

2022   Inkraftsetzung der totalrevidierten Vereinsstatuten

Altstätten, im Februar 2024, Benedikt Weissenrieder

 

Anhang

Präsidenten der Volkshochschule Rheintal

Dr. Willi Rohner, Altstätten 1947 - 1949
Dr. Arnold Semadeni, Balgach 1949 - 1957
Ruedi Nef, Heerbrugg 1957 - 1961
Dr. René David, Heerbrugg 1961 - 1973
Dr. Andreas Schaefer, Balgach 1973 - 1978
Dr. Heinz Isenschmid 1978 - 1984
Peter Mayer, Balgach 1984 - 2007
Dr. Reinhard Waibel, Berneck 2007 - 2019
Benedikt Weissenrieder, Altstätten 2019 - 2024

Präsidenten des Kuratoriums

Hans Bruderer, Heerbrugg 1947 - 1950
Hans Traber, Heerbrugg 1951 - 1953
Dr. Walter Früh, Altstätten 1953 - 1956
Ida Hollinger, Altstätten 1957 - 1970

Ehrenmitglieder

Dr. Willi Rohner 1973
Dr. Arnold Semadeni 1973
Ruedi Nef 1973
Dr. René David 1973
Ida Hollinger 1973
Louis Kessely 1975
Dr. Andreas Schaefer 1980
Dr. Alfred Wissler 1992
Gisela Dumrath 2000
Ruth Giger 2000
Peter Mayer 2007
Dr. Reinhard Waibel 2019

Vorstandsmitglieder

Dr. Willi Rohner, Altstätten 1946 - 1956
Dr. Arnold Semadeni, Balgach 1946 - 1973
Albert Maurer, Altstätten 1946 - 1973
Paul Studer, Heerbrugg 1946 - 1948
Walter Vetsch, Heerbrugg 1946 - 1949
Dr. Walter Früh, Altstätten 1946 - 1956
Dr. Otto N. Rohner, Heerbrugg 1947 - 1957
Dr. Leo Broder, Widnau 1947 - 1947
W. Enk, Altstätten 1947 - 1950
Werner Stettler, Widnau 1947 - 1954
Hans Bruderer, Heerbrugg 1948 - 1957
Ruedi Nef, Heerbrugg 1949 - 1961
Hans Traber, Balgach 1950 - 1955
Alfred Jakob, St. Margrethen 1951 - 1963
J. Selenati, St. Margrethen 1951 - 1956
Dr. Frank, Altstätten 1951 - 1952
Ida Hollinger, Altstätten 1952 - 1973
Dr. Alfred Wissler, Widnau 1954 - 1992
Hans Müller, Altstätten 1956 - 1973
J. Ittensohn, St. Margrethen 1957 - 1973
Jakob Keller, Heerbrugg 1957 - 1969
Dr. Rolf Ammann, Balgach 1957 - 1966
Dr. René David, Heerbrugg 1961 - 1973
Dr. Willi Wiesmann, Altstätten 1962 - 1973
Herr Götz 1963 - 1965
Christoph Tromp, St. Margrethen 1963 - 1965
Louis Kessely, Heerbrugg 1963 - 1974
Dr. Ralph Gander, Heerbrugg 1967 - 1973
Christoph Spoerry, Heerbrugg 1967 - 1969
Johanna Nüesch-Winzeler, Balgach 1970 - 1975
Peter Mayer, Balgach 1970 - 2007
J. Blöchlinger, Rebstein 1970 - 1973
Dr. Andreas Schaefer 1973 - 1980
Kathrin Hanselmann, Marbach 1973 - 1973
Sina Semadeni-Bezzola, Balgach 1973 - 1978
Margrit Höber, Altstätten 1973 - 1979
Dr. Hugo Büchler, Widnau 1973 - 1980
Hans Leuenberger, Widnau 1973 - 1976
Hugo Müller, Heerbrugg 1973 - 1979
Burkart Vetsch, Balgach 1973 - 1975
Rosmarie Furter, Heerbrugg 1973 - 1974
R. Schläpfer, Widnau 1974 - 1975
Dr. Beat Fürer, Heerbrugg 1975 - 1986
Fritz Staudacher, Widnau 1975 - 1983
Gisela Dumrath-Erker, Balgach 1975 - 2000
Reni Villiger-Senti, Widnau 1975 - 1987
Hedi Büchel, Altstätten 1976 - 1979
Dr. Heinz Isenschmid, Widnau 1976 - 1984
Dr. René Blank, St. Margrethen 1977 - 1978
Walter Kellenberger, Balgach 1978 - 1994
Albert Guntli, Berneck 1978 - 1981
Frau A. Wehrli, Rebstein 1978 - 1985
Sonja Jones, Heerbrugg 1979 - 1984
Arthur Lindsay, Lutzenberg 1980 - 1990
Albert Brassel, Altstätten 1980 - 1995
Hildi Wider-Fischer, Thal 1980 - 1992
Dr. Hans Haselbach, Berneck 1981 - 1992
Susanne Scherrer-Adler, Altstätten 1984 - 2003
Maria Höllmüller-Keller, Au 1984 - 1992
Ruth Giger-Waltert, St. Margrethen 1984 - 2000
Ruth Müller-Romer, Balgach 1985 - 2009
Jakob Brunner, Au 1986 - 2009
Walter Villiger, Widnau 1987 - 2010
Dr. René Hugelshofer, Heerbrugg 1987 - 1992
Dr. Albert Hugenmatter, St. Margrethen 1990 - 1992
Doris Jenny, Altstätten 1992 - 2014
Urs Trochsler, Thal 1992 - 2003
Wolfgang Weber, Au 1992 - 2003
Dr. Martin Pozivil, Heerbrugg 1993 - 2006
Doris Preising, Rebstein 1993 - 2009
Dr. Urs Peter Cavelti, Heerbrugg 1994 - 2000
Yvonne Stäheli, Heerbrugg 1996 - 2016
Susanne Rohrbach, Balgach 1996 - 2017
Dr. Christof Steger, Altstätten 2000 - 2006
Heidi Künzler, St. Margrethen 2000 - 2015
Dr. Reinhard Waibel, Berneck 2000 - 2019
Priska Zimmermann, Widnau 2000 - 2015
Dr. Gottfried Hoby, Thal 2003 - 2012
Benedikt Weissenrieder, Altstätten 2003 - 2024
Stefan Rohner, Balgach 2006 - 2010
Dr. Urs Vokinger, Au 2006 - 2017
Aurelia Spirig, Balgach 2009 - 2013
Tanja Strauch, Widnau 2009 - 2024
Dr. Stefan Lang, Diepoldsau 2010 - 2019
Dr. Karl Nüesch, Balgach 2012 - 2016
Monika Von der Linden, Heerbrugg 2012 - 2022
Michael Vogt, Balgach 2015
Dr. Karin Hasler, Balgach 2016 - 2021
Dr. Martin Rhyner, Lüchingen 2016
Dr. Eugen Voit, Au 2018 - 2021
Anita Kuhn, Marbach 2019
Karl Schwendener, Berneck 2019
Guido Keel, Berneck 2019
Jens Krause, Widnau 2022
Florian Pohl, Bad Ragaz 2022
Dr. Bernd Reimann, Heerbrugg 2023
Prof.em. Bruno Wenk, Widnau 2023